Kristin S. (17) erwürgt und erstochen am 12. Januar 1994 durch den Ex-Freund
Nevin C. (45, Mutter) und Leyla C. (22, Tochter) am 04. August 2011 erschossen durch den Ex-Ehemann der Schwester
Yeter P. (34) am 05. Dezember 2016 verbrüht und erstochen durch den Ehemann
Partycja F. (32) am 19. April 2018 erstochen durch den Ehemann
Greta (40) am 09. August 2018 ermordet durch den Freund
Marianne M. (55) am 23. Dezember 2018 gefoltert und ermordet durch ein Ehepaar
Lena-Maria L. (28) am 26. November 2019 erstochen durch den Freund
Jeden zweiten bis dritten Tag wird in Deutschland eine Frau* von ihrem Partner* oder Ex-Partner* getötet. Jeden Tag gibt es den Versuch. Dies geht aus einer BKA-Statistik, die Tötungen in Partnerschaften erfasst, hervor. Die geschlechtsbasierte Tötung einer Frau* nennt sich Femizid oder Feminizid. Femizide werden in Deutschland außerhalb von Partnerschaften nicht erfasst. Es ist aber von großer Wichtigkeit Femizide als gesamtgesellschaftliches Problem anzuerkennen.
Die geschlechtsbasierte Tötung von Frauen* ist eine extreme Form geschlechtsbasierter Gewalt, die in patriarchale Herrschaftsverhältnisse eingebettet ist. Zu oft werden Femizide individualisiert und bagatellisiert. Die grundlegende patriarchale Gewalt wird verschleiert, wenn von „Beziehungsstreit“, „Familiendrama“, „Familientragödie“ oder im schlimmsten Fall von „Sexmörder“ gesprochen wird. Gewalt gegen Frauen* muss stattdessen benannt und gesellschaftlich kontextualisiert werden. In diesem Zusammenhang sollten sexistische Angriffe und strukturelle Mechanismen, die zu Femiziden führen oder diese legitimieren, verurteilt werden. Hintergrund und Ziel der Tat ist es die männliche Dominanz abzusichern und Geschlechterhierarchien, beziehungsweise die eigene gesellschaftliche Position aufrechtzuerhalten. Femizide werden ausgeübt, wenn Männer* ihre vermeintlichen Besitzansprüche geltend machen wollen, sie sich in ihrer Ehre verletzt fühlen, mit traditionellen Frauen*bildern gebrochen und Heteronormativität in Frage gestellt wird. In Bezug auf Trennungstötungen wird Gewalt im schlimmsten Fall als letztes Mittel gesehen, um der Frau* ihren Willen zu nehmen, gestützt von dem Glauben daran über den weiblichen Körper bestimmen zu können. Frauen* müssten sich demnach unterordnen und emotional sowie sexuell zur Verfügung stehen. Solange Geschlechter binär als überlegen/aktiv und unterlegen/passiv konstruiert werden und geschlechtliche Machtungleichheiten weiter existieren, werden Bilder reproduziert, die Gewalt gegen Frauen* begünstigen. Männliches* Dominanzstreben kann durch die Anwendung von Gewalt versucht umgesetzt und aufrechterhalten zu werden. Dies bedeutet nicht, dass alle Männer* gewalttätig sind, es sollte lediglich verdeutlicht werden, dass patriarchale Strukturen und Sozialisation, beziehungsweise die Zuschreibung bestimmter Rollenbilder geschlechtsbasierte Gewalt stützen.
Die transnationale Frauen*bewegung #NiUnaMenos skandalisiert Femizide und erregt damit Aufmerksamkeit für das Thema. Auch hier muss sich der Begriff etablieren und das Problem weiterhin benannt werden. Nur so können gesellschaftliche Verhältnisse angeprangert werden und das Bild der Einzeltat oder der rassistischen Aufladung der Gewalttat vermieden werden. Denn Femizide sind geschlechtsbasierte Tötungen von Frauen*, die in jeder existierenden Gesellschaft zu finden sind.
Femizide sind so alt wie das Patriarchat selbst. Von Hexenverbrennungen bis Trennungstötungen stehen Frauen* einer misogynen Gewalt gegenüber, die nur über Bewusstseinsmachung und gesellschaftliche Veränderungen abgeschafft werden kann. Deswegen muss geschlechtsbasierte Gewalt, mit Femiziden an der Spitze des Eisbergs, wieder vermehrt öffentlich skandalisiert werden!
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